Orientierungslosigkeit bei Schulabgängern – Warum sie entsteht und wie man damit umgehen kann

Ein Lebensabschnitt voller Chancen – und Unsicherheiten

Der Übergang von der Schule ins Erwachsenenleben ist eine der prägendsten Phasen im Leben junger Menschen. Plötzlich stehen sie vor der Aufgabe, Entscheidungen für ihre Zukunft zu treffen: Ausbildung, Studium, ein Auslandsjahr, Arbeit – oder etwas ganz anderes?

Viele Schulabgänger erleben in dieser Phase jedoch Orientierungslosigkeit:

👉 Sie wissen nicht, welcher Weg der richtige ist.

👉 Sie zweifeln an ihren eigenen Fähigkeiten.

👉 Sie fühlen sich überfordert von den vielen Möglichkeiten und Erwartungen.

Studien zeigen: Diese Orientierungslosigkeit ist keine Ausnahme, sondern ein verbreitetes Phänomen. Sie betrifft nicht nur „schwache“ Schüler, sondern auch leistungsstarke Jugendliche.

Warum entsteht Orientierungslosigkeit?

Aus psychologischer Sicht gibt es mehrere Ursachen:

Identitätsentwicklung im Übergang zum Erwachsenenalter

Nach Erik Erikson (1968) ist die zentrale Entwicklungsaufgabe des Jugendalters die Bildung einer stabilen Identität. Wer bin ich? Was will ich? Gerade am Ende der Schulzeit sind diese Fragen oft noch nicht beantwortet – das führt zu Unsicherheit.

Entscheidungsüberforderung durch die „Qual der Wahl“

Unsere Gesellschaft bietet so viele Optionen wie nie zuvor. Studien zeigen: Zu viele Wahlmöglichkeiten führen oft nicht zu größerer Zufriedenheit, sondern zu Entscheidungsangst und Lähmung („Paradox of Choice“).

Externe Erwartungen und Druck

Familie, Schule und Gesellschaft senden oft widersprüchliche Signale: „Finde deinen eigenen Weg“ – aber bitte einen sicheren und erfolgreichen. Das verstärkt den inneren Druck.

Mangel an Informationen oder Unterstützung

Viele junge Menschen fühlen sich schlecht informiert über Berufsbilder, Studiengänge oder Alternativen. Auch der Zugang zu individueller Beratung ist oft unzureichend.

Folgen der Orientierungslosigkeit

Wenn die Unsicherheit anhält, kann sie:

  • das Selbstwertgefühl beeinträchtigen
  • die psychische Belastung erhöhen (z. B. Ängste, depressive Verstimmungen)
  • zu überstürzten oder wiederholten Ausbildungs- und Studienabbrüchen führen

Wege aus der Orientierungslosigkeit

Die gute Nachricht: Orientierung kann wachsen – wenn junge Menschen Unterstützung bekommen. Psychologische Ansätze und bewährte Methoden sind:

Systematische Selbstexploration

Was interessiert mich? Was kann ich gut? Was ist mir wichtig?

Tools: Interessenstests (z. B. nach Holland), Werte-Übungen, Stärken-Analysen

Beratung und Mentoring nutzen

Berufliche Orientierung gelingt besser, wenn Jugendliche Begleitung erfahren – durch Berufsberater, Mentoren, Coaches oder Praktika.

Schrittweise Erfahrungen sammeln

Unsicherheit lässt sich oft nur durch Tun überwinden. Praktika, Schnupperstudien oder Freiwilligendienste geben Einblicke und reduzieren Angst vor Entscheidungen.

Den Druck rausnehmen

Orientierung ist ein Prozess, kein einmaliger Moment. Akzeptieren, dass Umwege und Ausprobieren dazugehören, nimmt jungen Menschen oft die Angst vor „falschen“ Entscheidungen.

Fazit

Orientierungslosigkeit bei Schulabgängern ist kein Zeichen von Schwäche, sondern Ausdruck einer normalen Entwicklungsaufgabe im Übergang ins Erwachsenenleben. Mit Unterstützung, Raum zum Ausprobieren und einer realistischen Erwartungshaltung können junge Menschen ihren Weg finden – Schritt für Schritt.

Quellen

  • Baethge, M., Buss, K.-P., & Lanfer, C. (2007). Übergang Schule–Beruf: Wege, Probleme, Perspektiven. BMBF.
  • BMFSFJ – Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (2020). Jugend in Deutschland – 15. Kinder- und Jugendbericht.
  • Dietrich, J., Parker, P. D., & Salmela-Aro, K. (2012). Stage–environment fit and societal demands: Associations with school disengagement and occupational aspirations in adolescence. Developmental Psychology, 48(3), 775–789.
  • Erikson, E. H. (1968). Identity: Youth and crisis. Norton.
  • Fend, H. (2003). Entwicklung im Jugendalter. Beltz.
  • Neuenschwander, M. P., & Malti, T. (2012). Berufliche Entwicklung im Jugendalter. Springer.
  • Savickas, M. L. (2005). The theory and practice of career construction. In S. D. Brown & R. W. Lent (Eds.), Career development and counseling (pp. 42–70). Wiley.
  • Schwartz, B. (2004). The paradox of choice. HarperCollins.

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