Wie wir gelassener bleiben und Beziehungen entspannen können
Warum uns manche Menschen „schwierig“ erscheinen
Fast jeder kennt sie: Menschen, die uns immer wieder herausfordern. Sie sind laut oder passiv-aggressiv, unzuverlässig, rechthaberisch oder fordernd – und wir fühlen uns oft hilflos, wütend oder erschöpft.
Doch was heißt eigentlich „schwierig“? Psychologisch betrachtet gibt es keine objektiv schwierigen Menschen, sondern nur Personen, deren Verhalten in uns bestimmte Reaktionen auslöst.
➡ Was wir als schwierig empfinden, hängt stark von unseren eigenen Werten, Erfahrungen und Erwartungen ab.
Häufig handelt es sich bei „schwierigen Menschen“ um solche, die:
- unbewusst alte Beziehungsmuster bei uns aktivieren
- unsere Grenzen austesten
- Bedürfnisse haben, die sie ungeschickt ausdrücken
- selbst in inneren Nöten stecken (z. B. unter Stress, Angst oder geringem Selbstwert leiden)
Warum uns der Umgang oft so belastet
Die Forschung zeigt: Der Stress im Umgang mit schwierigen Personen entsteht oft aus dem Zusammenspiel von:
👉 unserer eigenen Erwartung, den anderen ändern zu müssen
👉 emotionaler Ansteckung: wir übernehmen unbewusst die gereizte, aggressive oder ängstliche Stimmung
👉 unseren automatischen Reaktionen, wie Rückzug, Gegenangriff oder Überanpassung
Wie wir leichter mit schwierigen Menschen leben können
Realistische Erwartungen entwickeln
Wir können das Verhalten anderer nicht direkt kontrollieren. Aber wir können lernen, unsere Reaktion zu steuern.
💡 Fragen Sie sich: Was liegt in meiner Macht? Wofür will ich keine Energie verschwenden?
Den Menschen vom Verhalten trennen
Nicht der ganze Mensch ist schwierig – meist geht es um einzelne Verhaltensweisen.
💡 Übung: Benennen Sie innerlich konkret das Verhalten („Er kritisiert oft ungefragt“) statt pauschal („Er ist unmöglich“).
Mit Achtsamkeit und innerer Distanz reagieren
Achtsamkeitsbasiertes Training hilft, Reiz und Reaktion zu trennen.
💡 Tipp: Nehmen Sie wahr, was in Ihnen passiert (Herzklopfen, Ärger) – und atmen Sie erst, bevor Sie handeln.
Gesunde Grenzen setzen
Manchmal hilft nur: höflich, klar und ruhig „Nein“ sagen.
💡 Formulieren Sie Ich-Botschaften: „Ich möchte das so nicht besprechen.“
Verständnis entwickeln – ohne alles gutzuheißen
Viele Menschen handeln schwierig, weil sie sich unsicher, überfordert oder verletzt fühlen.
💡 Fragen Sie sich: Was könnte der andere brauchen? Was hilft mir dabei, innerlich ruhig zu bleiben?
Ein Praxisbeispiel
Eine Kollegin kritisiert ständig Ihre Arbeit.
👉 Alte Reaktion: Ärger, Rechtfertigung, Streit
👉 Neue Reaktion: Innerlich benennen: „Da ist wieder Kritik.“ Kurze Pause. Freundlich aber bestimmt: „Danke, ich werde das prüfen.“ Und dann das Gespräch beenden oder später in Ruhe ein Thema ansprechen.
Fazit
Schwierige Menschen sind oft ein Spiegel für unsere eigenen Wachstumschancen. Je mehr wir lernen, innerlich ruhig und klar zu bleiben, desto weniger Macht hat das schwierige Verhalten über uns. So wird der Alltag leichter – auch wenn der andere sich nicht ändert.
Quellen
- Dörner, D., & Schaub, H. (1998). Psychologie des menschlichen Handelns. Rowohlt.
- Ellis, A. (1997). Rational emotive behavior therapy: It works for me – It can work for you. Prometheus Books.
- Fischer, A., Manstead, A., & Zaalberg, R. (2016). Social influences on the expression of emotion. In H. L. Meiselman (Ed.), Emotion measurement (pp. 181–202). Woodhead.
- Hatfield, E., Cacioppo, J. T., & Rapson, R. L. (1994). Emotional contagion. Cambridge University Press.
- Hölzel, B. K., et al. (2011). How does mindfulness meditation work? Perspectives on Psychological Science, 6(6), 537–559.