Mental Health Fatigue: Wenn die ständige Sorge um die eigene Psyche selbst belastet

Psychische Gesundheit ist in den letzten Jahren in den Fokus von Medien, Politik und Gesellschaft gerückt. Das Bewusstsein für Themen wie Achtsamkeit, Resilienz und Selbstfürsorge gilt als Fortschritt. Doch manche Menschen erleben, dass der Druck, sich ständig um die eigene mentale Gesundheit kümmern zu müssen, selbst zur Belastung wird. Dieses Phänomen wird als Mental Health Fatigue bezeichnet.

In diesem Artikel erfährst du:

  • Was Mental Health Fatigue ist
  • Welche psychologischen Mechanismen dahinterstecken
  • Welche Folgen diese Erschöpfung hat
  • Wie du einen gesunden Umgang mit Selbstfürsorge findest

Was ist Mental Health Fatigue?

Der Begriff „Mental Health Fatigue“ beschreibt eine Erschöpfung, die entsteht, wenn die ständige Beschäftigung mit der eigenen psychischen Gesundheit überfordert. Statt Entlastung durch Achtsamkeit oder Selbstfürsorge zu spüren, fühlen sich Betroffene müde, frustriert oder sogar schuldig, wenn die „mentale Arbeit“ nicht den gewünschten Effekt bringt.

Laut McLean et al. (2022) entsteht Mental Health Fatigue oft durch:

  • das Gefühl, nie genug für die eigene Psyche zu tun
  • den Druck, stets „stark“, „resilient“ und „achtsam“ sein zu müssen
  • die Angst, Fehler im Umgang mit der eigenen Gesundheit zu machen

Die Kommerzialisierung von psychischer Gesundheit – etwa durch Apps, Coachings oder Social Media – kann diesen Druck verstärken.

Psychologische Mechanismen

Perfektionismus

Viele Betroffene neigen dazu, auch Selbstfürsorge mit hohen Ansprüchen zu verbinden. Sie möchten ihre mentale Gesundheit „perfekt“ im Griff haben. Studien zeigen, dass perfektionistische Tendenzen das Risiko für Burnout und Erschöpfung erhöhen.

Paradoxe Effekte der Achtsamkeit

Während Achtsamkeit nachweislich Stress reduzieren kann, berichten manche Menschen, dass der ständige Fokus auf das Hier und Jetzt den Druck verstärkt. Der Grund: Wer Gefühle zwanghaft beobachtet und analysiert, kann sie dadurch verstärken.

Fehlen von Selbstmitgefühl

Neff (2003) beschreibt Selbstmitgefühl als Schutzfaktor bei psychischen Belastungen. Doch wer Mental Health Fatigue erlebt, übt sich oft in Selbstkritik statt Selbstmitgefühl: „Ich muss mehr tun. Ich darf keine schlechten Tage haben.“

Ursachen im gesellschaftlichen Kontext

Soziale Medien

Social Media vermittelt das Bild, dass andere ihre mentale Gesundheit perfekt managen. Filter und Erfolgsstories erzeugen unrealistische Maßstäbe.

Kommerzialisierung von Mental Health

Achtsamkeits-Apps, Kurse, Bücher – das Angebot wächst. Doch nicht alle Angebote passen individuell. Das Gefühl, „nicht genug zu tun“, kann zunehmen.

Dauerpräsenz von Selbstoptimierung

Unsere Kultur betont Leistung und Selbstverbesserung. Auch Selbstfürsorge wird oft zur Pflichtübung – mit Checklisten und Routinen, die eher Druck als Entlastung bringen.

Folgen von Mental Health Fatigue

  • Erschöpfung
  • Frustration und Schuldgefühle
  • Zunehmende emotionale Abstumpfung
  • Rückzug aus sozialen Kontakten

Langfristig kann das Risiko für Depressionen oder Angsterkrankungen steigen.

Wege aus der Mental Health Fatigue

Selbstmitgefühl entwickeln

Üben Sie, sich selbst mit der gleichen Freundlichkeit zu begegnen, die Sie einem guten Freund entgegenbringen würden. Neff (2003) zeigt: Selbstmitgefühl stärkt Resilienz und reduziert Stress.

Achtsamkeit entlastend nutzen

Nicht jede Minute muss achtsam sein. Creswell (2017) empfiehlt: Wenige Minuten täglich reichen oft. Und: Achtsamkeit darf auch Freude machen.

Grenzen setzen

Nicht jedes Angebot zur Selbstfürsorge muss wahrgenommen werden. Erlauben Sie sich, mental „frei“ zu nehmen – ohne schlechtes Gewissen.

Unterstützung suchen

Wenn Mental Health Fatigue belastet, hilft eine professionelle Begleitung. Psychotherapie kann helfen, den Druck zu reflektieren und realistische Wege zu finden.

Fazit

Mental Health Fatigue zeigt, dass selbst gute Ansätze zur psychischen Gesundheit ihre Grenzen haben. Entscheidend ist: Selbstfürsorge sollte entlasten, nicht belasten. Statt immer mehr zu tun, hilft oft ein liebevoller Blick auf das, was ist – auch mit Ecken und Kanten.

Quellen

  • Besser, A., Zeigler-Hill, V., & Harari, Y. (2020). Perfectionism and mental health fatigue. Journal of Personality.
  • Creswell, J. D. (2017). Mindfulness interventions. Annual Review of Psychology, 68, 491-516.
  • Fardouly, J., Diedrichs, P. C., Vartanian, L. R., & Halliwell, E. (2015). Social comparisons on social media. Body Image, 13, 38-45.
  • Gross, J. J., & Thompson, R. A. (2007). Emotion regulation. In J. J. Gross (Ed.), Handbook of Emotion Regulation.
  • Hobfoll, S. E. (2001). The influence of culture, community, and the nested-self in the stress process. Applied Psychology, 50(3), 337-421.
  • McLean, L., et al. (2022). Wellness culture and mental health fatigue. Journal of Health Psychology.
  • Neff, K. D. (2003). The development and validation of a scale to measure self-compassion. Self and Identity, 2(3), 223-250.
  • Stoeber, J., & Rennert, D. (2008). Perfectionism in school teachers. Personality and Individual Differences, 45(5), 431-436.

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