Post-pandemische soziale Ängste: Wenn der Weg zurück ins Miteinander schwerfällt

Die COVID-19-Pandemie hat das soziale Miteinander weltweit auf den Kopf gestellt. Lockdowns, Abstandsregeln und Homeoffice führten zu Isolation – für viele über Monate oder gar Jahre. Nach dem Ende der strikten Maßnahmen möchten viele Menschen zurück in ein normales soziales Leben. Doch das ist oft leichter gesagt als getan.

Immer mehr berichten von Unsicherheit, Anspannung oder Angst in sozialen Situationen. Dieses Phänomen wird als post-pandemische soziale Angst oder Pandemic Re-entry Anxiety bezeichnet. In diesem Beitrag erfährst du, warum das so ist, welche psychologischen Mechanismen dahinterstecken und wie ein sanfter Weg zurück ins Miteinander aussehen kann.

Was ist post-pandemische soziale Angst?

Post-pandemische soziale Angst beschreibt Ängste oder Unsicherheiten im Zusammenhang mit sozialen Kontakten nach der Pandemie. Betroffene berichten etwa:

  • Angst, mit vielen Menschen in engen Räumen zu sein
  • Unbehagen bei Gesprächen oder Small Talk
  • Sorgen, nicht mehr „sozial kompetent“ zu sein
  • Überforderung bei Veranstaltungen

Es handelt sich dabei nicht immer um eine soziale Angststörung, aber es kann ein Risiko bestehen, dass sich aus anhaltender Belastung eine solche entwickelt.

Psychologische Ursachen

Langfristige Isolation

Längere soziale Isolation verstärkt die Empfindlichkeit gegenüber sozialer Bedrohung. Das Gehirn verlernt, soziale Signale als ungefährlich zu bewerten.

Gewöhnungseffekt

Während der Pandemie wurde das Alleinsein zur Norm. Was früher alltäglich war, fühlt sich nun ungewohnt und bedrohlich an.

Übersteigerte Gefahrenwahrnehmung

Die dauerhafte Warnung vor Ansteckungsgefahr hat sich tief eingeprägt. Auch nach dem Ende der Bedrohung bleibt das Angstniveau erhöht.

Wer ist besonders betroffen?

Studien (Taylor & Asmundson, 2021) zeigen, dass post-pandemische soziale Ängste häufiger auftreten bei:

  • Menschen mit vorbestehender sozialer Unsicherheit
  • Menschen mit gesundheitlicher Angst
  • Personen, die besonders strikte Schutzmaßnahmen eingehalten haben
  • Personen mit wenig sozialem Rückhalt

Folgen post-pandemischer sozialer Angst

Die Angst kann führen zu:

  • Vermeidung von sozialen Situationen
  • Einsamkeit und Isolation
  • Rückzug aus Beruf und Freizeit
  • erhöhtem Risiko für Depression und Angststörungen

Wege zurück ins soziale Leben

Schrittweise Exposition

Kleine Schritte helfen, das Gehirn wieder an soziale Situationen zu gewöhnen. Beispiel: erst kurze Treffen im vertrauten Rahmen, dann langsam steigern.

Akzeptanz

Es ist normal, dass der Wiedereinstieg schwerfällt. Sanft zu sich selbst zu sein reduziert zusätzlichen Druck.

Austausch

Über Sorgen zu sprechen (mit Freunden, Familie oder in Gruppen) entlastet und normalisiert die Angst.

Achtsamkeit und Stressbewältigung

Techniken wie Atemübungen, Meditation oder Bewegung helfen, Stress abzubauen.

Professionelle Hilfe

Wenn die Angst den Alltag stark einschränkt, kann Psychotherapie (z. B. Moderne Angsttherapie oder Hypnosetherapie) sehr wirksam sein.

Fazit

Post-pandemische soziale Ängste sind eine normale Reaktion auf außergewöhnliche Umstände. Mit Geduld, Verständnis und Unterstützung ist der Weg zurück ins Miteinander möglich.

Quellen

  • American Psychiatric Association. (2013). Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders (5. Auflage).
  • Asmundson, G. J. G., & Taylor, S. (2020). Coronaphobia: Fear and the 2019-nCoV outbreak. Journal of Anxiety Disorders, 70, 102196.
  • Cacioppo, J. T., & Hawkley, L. C. (2009). Perceived social isolation and cognition. Trends in Cognitive Sciences, 13(10), 447-454.
  • Clark, D. M., & Wells, A. (1995). A cognitive model of social phobia. In R. G. Heimberg et al. (Eds.), Social phobia: Diagnosis, assessment, and treatment.
  • Hayes, S. C., Strosahl, K. D., & Wilson, K. G. (2006). Acceptance and Commitment Therapy.
  • Hofmann, S. G., Sawyer, A. T., Witt, A. A., & Oh, D. (2010). The effect of mindfulness-based therapy. Journal of Consulting and Clinical Psychology, 78(2), 169–183.
  • Leichsenring, F., & Leweke, F. (2017). Social anxiety disorder. The Lancet Psychiatry, 4(9), 718-731.
  • Loades, M. E., et al. (2020). Rapid review: Impact of social isolation on mental health in children and adolescents. Journal of the American Academy of Child and Adolescent Psychiatry, 59(11), 1218-1239.
  • Taylor, S., & Asmundson, G. J. G. (2021). The psychology of pandemics: Preparing for the next global outbreak of infectious disease.

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